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Restauration
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Hier habe ich, anhand meines Lethal Weapon 3, meine Vorgehensweise zur Reparatur bzw. Überholung eines Flippers in Wort und Bild erklärt. Ich möchte hier nur von einer Überholung reden, denn bei einer richtigen Restauration wird doch wesentlich mehr gemacht. Es werden z.B. Abspielungen auf dem Spielfeld durch Airbrush- und Pinselarbeiten beseitigt, mit anschliessender Klarlack- Lackierung. Es werden Gehäuseteile neu lackiert, oder alle fünf Decals erneuert, und, und und.
Als erstes mache ich mehrere Spiele, sofern das Gerät auch halbwegs funktioniert! Das ist wichtig, denn hier kann ich schon mal vorab feststellen, was alles nicht in Ordnung ist. Zum Beispiel defekte Schalter, Lampen Motoren oder was auch immer. Alles wird notiert und im Verlauf der Restauration repariert. Außerdem bekommt man so eine Übersicht was an Ersatzteilen benötigt wird. Oft fehlt einem kurz vor Fertigstellung eine kleines aber wichtiges Teil. Dann ist es ärgerlich wenn man die Arbeit einstellen und erst wieder was bestellen muss! So kostet der Versand schnell mehr als das Ersatzteil.
Als nächstes entferne ich alle Kugeln, denn beim Hochklappen des Playfields können sie in die Aufbauten knallen und diese beschädigen. Das Gehäuse wird komplett gereinigt. Bei leichten Verschmutzungen mit Glasreiniger, bei starken “Nikotinbefall” mit einem Fettlöserspray für die Küche (vorher Verträglichkeit prüfen!). Bevor allerdings das Cabinett ausgesaugt wird, unbedingt nach Kleinteilen suchen! Hier findet man immer wieder Muttern, Blechzungen von Microswitchen und andere wichtigen Sachen. Diese sind oft durch jahrelange Erschütterungen abgefallen und werden meistens noch gebraucht. Kratzer am (schwarzen) Gehäuse oder an der Kassentür übermale ich mit einem Edding oder Lackfarbe. Ich benutze den Edding Typ 780. Dieser hat pigmentierte Tusche, die wesentlich besser deckt als die des normalen Edding, vor allem auf Folie!
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Die Oberseite des Spielfeldes wird komplett abgebaut, wobei ich die Bumper meistens stehen lasse. Die (De) Montage dieser Dinger ist ziemlicher Fummelkram. WICHTIG: Viele Fotos machen! Ich baue immer erst ein paar Teile ab, dann mache ich jede Menge Fotos. Weitwinkel aber auch besonders Detailaufnahmen. Dann baue ich weiter ab und mache wieder Fotos, usw.
Plastics: Sämtliche Plastikteile reinige ich mit Spülmittel von Hand. Wobei viele gleichgesinnte die Arbeit den Geschirrspüler machen lassen. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, die Temperatur richtig einzustellen. Außerdem sollten die Teile VOR der Trocknungsphase herausgenommen werden! Bei zu viel Hitze können sie sich verziehen. Da ich den Geschirrspüler selbst noch nie dazu benutzt habe, werde ich mich hüten hier Temperaturangaben zu machen! Die Trefferflächen der Standup-Targets reinige ich mit Stahlfix. Stahlfix ist generell ein gutes Mittel bei stärkeren Verschmutzungen auf nicht empfindlichen Flächen!
Rampen: Bei Rampen aus Kunststoff ist Vorsicht angesagt! Diese sind ja meist hochglänzend und bekommen bei falschen Reinigungsmitteln sehr schnell Schleifspuren! Hier benutze ich immer Backofenspray. Einfach aufsprühen, kurz einwirken lassen und abspülen. Das Zeug wirkt Wunder! Ist die Oberfläche bereits stumpf, hilft sogenanntes “Flamm-Polieren”. Hierzu benutzt man z.B. einen kleinen Brenner, wie er in manchen Küchen zum Kochen verwendet wird. Einfach mal nach dieser Methode googlen. Ich habe es noch nicht ausprobiert, die Ergebnisse sollen aber fantastisch sein.
Metallteile: Alle Metallteile wie Rampen, Kugellaufbahnen, Posts und Leitbleche werden zuerst gereinigt und danach mit Chrompolitur (z.B. Autosol) von Hand poliert. Für alle kleineren Teile gibt es sogenannte Tumbler. Diese Geräte werden mit den Schrauben etc. und einem Walnussgranualt gefüllt. Dann bleibt der Tumbler ungefähr zwei Tage im Dauerbetrieb. Durch eine ständige Bewegung des Behälters, reiben die Schrauben und das Granualt aneinander. Das entfernt Oxyd und zum Teil auch Rostspuren. Tumbler bekommt man bei Waffenhändlern, da der eigentliche Zweck dieser Geräte die Reinigung von Patronenhülsen ist.
Lampen: Jede Glühlampe reinige ich mit einem feuchten Lappen. Funktionierende aber schwarz angelaufene Lampen kommen in jedem Fall in den Müll. Eigentlich kann auch gleich alle erneuern, aber man bedenke folgende Stückpreise: GE 44 und GE 555 ca. 21 ct, GE 89 ca. 90 ct und GE 906 ca. 1,10 Euro.
Inserts: Sämtliche Inserts des Playfields blase ich von unten mit Druckluft aus. Bewährt hat sich auch ein trockener Borstenpinsel, den man wie einen Boher in einen Akkuschrauber spannt und damit bei nicht zu hoher Drehzahl in die Inserts geht. Q-Tips mit irgendwelche Flüssigkeiten machen meist nur Schmierereien. Außerdem sind die Inserts von unten nicht glatt, was das ganze nur erschweren würde. Man wird überrascht sein, wie schön hell sie wieder leuchten können.
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Sollten unterhalb des Playfields Kugellbahnen vorhanden sein: Unbedingt ausbauen und reinigen! Sonst holen die Kugeln später den ganzen Dreck schnell wieder nach oben. Mancher Schmutz läßt sich oft nur schwer entfernen. Auch hier benutze ich Backofenspray!
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Jetzt aber wieder zurück zum Playfield. Die Drahtbügel entferne ich ebenfalls. Man glaubt gar nicht wie weh es tut, wenn man beim polieren mit den Fingerkuppen dauernd gegen diese Bügel haut! Bei den Williams Geräten kann man diese Bügel eigentlich mit der Hand ausbauen. Immer nur gleichmäßig an beiden Enden ziehen. Bei meinem LW3 (Data East) allerdings, waren sie mit der bloßen Hand nicht vom “Brett” zu lösen. Meine Lösung: Ich benutze einfach die Hebelwirkung eines Hammers. Ganz wichtig: Einen dicken Lappen oder ein dünnes Brettchen unterlegen, sonst sieht man sofort Druckspuren auf der Oberfläche!
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Problematisch waren die transparenten 3D Standup Targets! Alle 5 waren zerschossen. Ich hätte recht ähnliche bekommen können, die kosteten aber Stück 14 Euro! Das war mir zu teuer. Ich habe dann in einem Shop die Targetblätter einzeln bekommen, für Stück 2,50 Euro. Die Switche waren ja geschraubt und die Blätter deswegen eigentlich schnell gewechselt. Alles wieder eingebaut, und siehe da: An den neuen Target- blättern waren keine Lötfahnen! Schitte, habe ich überhaupt nicht drauf geachtet. Aber irgendwo muss ich den einen Draht ja wieder anlöten. Also habe ich die alten Blätter mit einem Seitenschneider geteilt, und das Stück mit der Lötfahne, genau auf dem Targetblatt liegend, in die Kontakte mit eingebaut (diese sind ja sandwichmäßig gestapelt). Jetzt konnte ich meinen Draht wieder anlöten.
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Den groben Dreck auf dem Spielfeld reinige ich zunächst mit einem feuchten Lappen und danach mit Glasrei- niger. Sollten jetzt noch hartnäckige Verschmutzungen vorhanden sein kommt mein Stahlfix und /oder Backofenspray/ Fettlöserspray zum Einsatz. Nach der Reinigung wird man feststellen, das viele Playfields nach Jahren oft matt und stumpf aussehen. In so einem Fall wird von mir das Spielfeld mit Finesse-it Politur der Firma 3M und einem speziellen Bohrmaschinenaufsatz poliert (siehe Tipps und Tricks). Danach wird das Spielfeld mit einem guten Autowachs versiegelt. Spätestens hier beginnt die Arbeit wieder Spaß zu machen, wenn langsam alles wieder anfängt zu glänzen!
Jetzt nochmal ein paar Vorher - Nachher Beispiele:
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Bevor ich jetzt wieder mit dem Aufbau beginne, setze ich alle jetzt möglichen Lampen wieder ins Spielfeld ein und schalte das Gerät ein. Nun geht man im Service Menü (falls vorhanden) in den Lampentest und sieht sofort ob Lampen defekt sind (Flasher nicht vergessen). Für Lampen die jetzt nicht leuchten, kommen meist nur die Fassungen in Frage. Diese sind oft oxydiert und müssen gereinigt werden. Das klappt am besten mit einem Glasfaserstift. Natürlich können beim Hantieren auch Drähte abgerissen sein. An Stellen an denen Lampen sitzen die später nur sehr schwer oder gar nicht zu erreichen sind, setze ich generell neue Lampen ein! Nichts ist ärgerlicher als nach tagelanger Arbeit in der hintersten unzugänglichsten Stelle eine kaputte Lampe zu entdecken!
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Jetzt kann ich anhand der Digitalfotos abschnittweise mit dem Aufbau beginnen. Da man ja (hoffentlich) viele verschiedene Stufen des Abbaus fotografiert hat, sollte dies nicht allzu schwer sein. Mit den zuletzt gemachten Fotos als Vorlage beginnen, und logischerweise mit den zuerst gemachten Fotos aufhören. Gummiringe und Bumpersleeves erneuere ich generell. Die kosten nicht die Welt, es sieht besser aus und die Kugeln prallen wieder schön ab. Die kurzen und dicken Sleeves der Data East Geräte allerdings, erneuere ich nicht. Diese kosten pro Stk. 1,50€! Ich reinige sie zunächst mit Isopropylalkohol und schleife sie von Hand mit Schmirgelpapier ein wenig ab. Danach noch mal mit Wasser drüber, und sie sehen aus wie neu.
Besonders wichtig ist natürlich die Überholung der Flipperfinger-Einheiten! Funktionieren diese nicht einwandfrei sind sie Kraftlos, was das ganze Spiel langweilig macht. Zu überprüfen wären hier die Coilstops, Plunger, Hülsen und EOS Kontakte. Spulen lassen sich nicht zu 100% überprüfen. Erst wenn die Mechanik einer Flippereinheit korrekt repariert wurde (und Öl hat hier übrigens nichts zu suchen!), und die Finger immer noch Kraftlos sind, sollte man die Spule erneuern.
Die Beine werden natürlich auch noch geputzt. Normale Chrombeine bringe ich mit Akko Pads wieder auf Hochglanz.
Als letztes wird natürlich das Testprogramm noch mal durchgegangen und damit festgestellt ob alle Schalter, Kontakte, Lichtschranken, Spulen und Lampen funktionieren. Zum Schluss spendiere ich dem Pin noch neue Kugeln (Mirror Glazed), denn verkratzte angerostete Kugeln ruinieren das Spielfeld!
So, und jetzt viel Spass mit dem “neuen” Flipper. Das endgültige Ergebnis kann man unter Meine Pins sehen!
Was man zur Hand haben sollte:
- Einen “Knarrenkasten” mit Zoll Maßen. Ein einfacher reicht oft aus, da die Muttern sich meistens leicht lösen und anziehen lassen. Die Ratschen selbst sind zwar oft Schrott, aber es kommt uns ja hauptsächlich auf die Nüsse an. Diese passen ja auch auf jede andere Ratsche oder Nusshalter. Eine Verlängerung ist ebenfalls wichtig. In einem Standard Kasten sind meist folgende Größen.: 9/16, 1/2, 7/16, 13/32, 3/8, 11/32, 5/16, 9/32, 1/4, 7/32, 3/16, 5/32. Gebraucht werden von diesen Größen eigentlich nur die blau dargestellten! Mittlerweile bekommt man bei ebay die Nüsse als Satz auch einzeln, also ohne einen Kasten. Generell ziehe ich Steckschlüssel (Außensechskant) einem Knarrenkasten vor! Sie sind aber meist schwerer zu bekommen! Ich habe in Deutschland nur zwei Hersteller gefunden. Gedore und Wiha, wobei letzterer leider die Größe 11/32 nicht anbietet. Deshalb habe ich mich für Gedore entschieden und hier bestellt.
- Einen Satz Inbusschlüssel, ebenfalls in Zoll. Diese sind sehr wichtig, da z.B. die Flipperfinger sehr fest angezogen sind! Jeder metrische Schlüssel würde die Schraube ruck zuck ruinieren!
- Übliches Werkzeug wie Seitenschneider, Kombi/ Spitzzange, Kreuz- und Schlitzschraubendreher.
- Lötkolben und Lötzinn. Ein 30 Watt Kolben ist eigentlich ausreichend. Eine regelbare Lötstation wäre Ideal, muss aber nicht sein (erst recht wenn man keine Platinen reparieren will).
- Isopropylalkohol, aber nicht den nahezu 100% igen! Die Reinigungswirkung ist beim ca. 80% igen höher, da mehr Wasser enthalten ist. Das teuerste daran ist übrigens die Flasche. Wer also noch eine passende hat, sollte sie dem Apotheker mitbringen. Ein Liter davon kostet ohne Flasche ca. 12 Euro.
- Chrompolitur
- Jede Menge Putzlappen, Zewa`s, Fettlöserspray, Stahlfix etc., kleine Tüten für eine Menge Schrauben und Muttern.
- Eine Digitalkamera
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